Tagesbericht vom Freitag, 14.07.2023

Und erneut berichten wir heute zunächst in nüchternerem Ton von einem nicht wie geplant durchgeführten zweitletzten Lagertag – nach dem Leitermatch sind die Kids inzwischen allerdings Vollprofis, was planlose Improvisation angeht. Nachdem es in der Nacht auf Freitag erneut einige mit Bauchbeschwerden und Übelkeit erwischt hat, wird der auf heute geplante Tagesausflug in letzter Sekunde doch noch abgesagt. Der Säntispark wäre die heutige Herberge für die Badehöseler und Rutschfreudige gewesen, und bei Verkündung der wenig frohen Botschaft hält sich die Begeisterung verständlicherweise in Grenzen. Doch manchmal sind die unangenehmen Entscheidungen eben die richtigen, vor allem aber besser als auf- oder beiseitegeschobene. So pendelt sich bei den Lagernasen einigermassen schnell Verständnis ein.

Da aber eine Zegilagerwoche ohne Tagesausflug kaum als solche gelten dürfte, sollen die zarten Händchen natürlich nicht um ihr Sonnencreme-Geschmiere gebracht werden. Nach einer kurzen organisatorischen Hauruck-Übung in den Morgenstunden ist der alternative Tagesplan so glasklar wie die gestrige… ihr wisst schon. So kommt der Herisauer Hügelbadi tatsächlich erneut die Ehre unserer Gastfreundschaft zu. Nach kurzem Links-Zwo-Drei-Vier findet sich die besonnenbrillte Bikini-Gang in einer ähnlich verlassenen Hügelbadi wieder, wie es gestern noch der verstaubte FVT-Strafraum gewesen ist, den die jungen Davids gegen die Goliaths höchstens vom Hörensagen kannten.

So werden also trotz Destinationswechsel die letzten Tropfen aus der Sonnencremetube herausgepresst, bevor sich der regenbogenfarbene Badehosencocktail einer erfrischenden Ganzkörperwäsche unterzieht. So wird in sämtlichen Rotationsbewegungen um die Wette gerutscht und die Wasseroberflächenspannung aus drei Metern Höhe via geglückte Rückwärtssalti und missglückte Bauchklatscher aufgelöst. Auch im wahrsten Sinne des Wortes hölzernes Gekubbe kann begutachtet werden, wären sieben Meter weiter westlich Turm, Dame und König auf dem schwarzweiss karierten Untergrund weltmeisterlich undurchsichtig umhergeschoben werden, sodass selbst ein Magnus Carlsen Mühe gehabt hätte, die zugrundeliegende Taktik zu durchschauen. Und gestärkt werden die sprungfreudigen Kalorienverbrenner mit beschinktem Focacciateig durch den Lieferservice des in dieser Zegilagerwoche erneut grossartig schwingbeselnden und gurkenscheibelnden Cookuk Caterings.

Vor mexikanischem Fajitas-Fingergesafte mit vitaminreichem Füllmaterial in jensten Formen und Farben geht’s ans alljahr herausfordernde Kofferwürgen und Reissverschlussreissen. Am anschliessenden obligaten Bunten Abend geht es dann an eine XXL-Lagerkids-gegen-Leiter-Challenge und somit an eine Neuauflage des gestrigen FVT-Muskelspielens. Die cuacamolten Mäuler transportieren zwischen vier Lippenhälften rohe Barillaspaghetti, klemmen jeden Antlitz-Millimeter mit Wäscheleinenklämmerli zu und bereiten sich mit einer vielschichtigen Kopf-bis-Fuss-Bekleideten für einen allfälligen winterlichen Stromengpass vor. Nach Coupe Danemark im Kafitassli-Format muss das Grande Finale über den Sieger zwischen dem bis dato besten Kids- und Leiterteams entscheiden. Während das Dancebattle nach Meinung der renommierten Jury eindeutig an die gymnasiastischem Tanzlehrerinnen geht, geht das wortlos-summende Liederraten zugunsten der vor allem abends stets fleissig trainierenden prästimmbruchialen Stimmbandgymnastiker aus. Es kommt also, wie es kommen muss: Ein Kahoot-Herzschlagfinale muss die Entscheidung herbeiführen, und die Führungsetage beweist der Generation Z wieder einmal, dass sie nicht nur massgeschneiderte Flügelflanken schlagen können, sondern auch in Sachen Hirnzellen-Gymnastik absolut mit den Aufsatzschreiberlingen und Vocibüfflerinnen mithalten können.

Ein Exodus des gesamten Lagervolkes in die Chälblihalle später steppen die galant herausgeputzten und deodorierten Kurz- und Langhaartänzer:innen das rote Pferd auf den Pflasterstein und headbangen koordiniert mit den wilden Discolichtern in jenste Himmelsrichtungen. Sie grüssen den vorbeidüsenden FA18-Flieger, fühlen sich so stark wie eine gestreifte Raubkatze und so ho-ho-hoch wie der gefleckte madagassische Memmen-Melman. Die 6. bis 10.-Klässler behalten im Anschluss ihre Tanzschuhe gleich an, steht doch noch das Highlight eines jeden Bunten Abends an: Beim romantischen Lawinentanz beginnt die Herzklappe die roten Blutkörperchen plötzlich mit leicht höherer Kadenz durch die Arterienbahnen zu pumpen, während die Rosawängeler im Takt zu den live performten Herz-Schmelz-Balladen von Saitenzupfer Basil Bright und Tastenklimperer Ray Martins eng umschlungen hin- und herwippen. Weitere knisternde Paartanzdetails werden an dieser Stelle weggelassen. Die Schlafwilligen lassen sich im Anschluss ins Land der Tanzträume fallen, die Nimmermüden haben indes noch den ein- oder anderen Tanzschritt aufzuarbeiten.