Tagesbericht vom Mittwoch, 12.07.2023

Für einmal beginnt der schriftliche Tagesrückblick etwas nüchterner und weniger wortwurstelig als vielleicht von euch fleissigen Leseratten gewohnt, da die vergangene Nacht ebenfalls nicht wirklich nach 0815-Schema verlief. Weil sich einige junge Turnfreunde mit Bauchbeschwerden und Unwohlsein herumschlagen mussten, erlebte die Chälblihalle einen durch und durch unruhigen Datumswechsel, was nicht zuletzt die ein oder andere Umquartierung zur Folge hatte. Die Leitercrew wandelte ihr Angestelltenpensum kurzerhand in einen nächtlichen Schichtenbetrieb um, um rund um die Uhr für die Jungen und Jüngeren da sein zu können.

Die nächtlichen Vorkommnisse hatten zur Folge, dass vernünftigerweise auf den eigentlich heute angesetzten Tagesausflug verzichtet wurde und die Trekkingschuhe vorerst im Reisekoffer blieben. Es darf und muss an dieser Stelle aber ein Kränzchen an die am Morgen verständlicherweise doch recht müde dreinblickenden Augenpaare gewunden werden: Sie alle haben die ungewöhnliche Situation – ungleich dem Innerschweizer FC Alpstaeg-Problemverein – wahrlich meisterlich gehandhabt.

Ihr merkt: Weil die Magen(ver)stimmung bei Morgendämmerung in ähnlicher Kadenz bergauf gehen wie Birchermüsli-Boss Bänz Bossart die Schwägalp mit seinem zweirädrigen Drahtesel, erlaube ich mir, für die restlichen paar Floskelzeilen den Wortgewurstelsalat wieder etwas zünftiger anzurühren.

Den gemächlichen Beginn eines jeden Eastwood-Klassikers imitierend, starten wir mit klassischer Berner Zeitverzögerung ins morgendliche Konfigeschmiere. Ein Tempo anschlagend wie aargauische Neulenker auf der fünfspurigen A2, machen sich einige spitzfindige Kommissar Marronis auf die verzweifelte Suche nach Werwölfen, während sich die trotz allem Alptraummanko wie wild gewordene Affenbande im zoologischen Pantherball versuchen.

Nach Espresso und Siesta wagen wir den ersten Schritt zurück in den Lageralltag. Bei den verschiedenen Challenges in Stafettenform jonglieren die stuckistarken Gumpiseilzieher den weissen Mini-Schneeball über das sanktgallerische Rhein-Tal und beweisen beim Becherfang ein ähnlich flexibles Handgelenk wie die Brätlischaufelgurus bei der mittägigen Massen-Schnitzelbrotuktion.

Nach den heute frisch von den Herisauer Voralpen gepflückten Alpenzeller Älplermakronen und einer relativ limi-tiert motivierten Rangverkündigung geht’s für die XS-Hosen-Träger an die Kollektiv-Politur der weissen Milchbeisserchen, bevor bei gedämmtem Schlaglicht und einmumifizierter Schnarchelposition Bibi’s Hexengeschichten gelauscht wird. Die sechst- und höher-Klässler der Z-Generation hingegen zeigen ihre tiktok’schen Digitalkompetenzen bei der Multi-Media-Challenge, in welcher für nur neun Franken Neunundneunzig Stinksocken-Marketing betrieben und eingeübte Friesenjung-Choreos in die Selfiekameralinse getanzt werden, sodass selbst Motivationsrednerin Silvia Jäggis «Hallo zäme, geits bi euch?» einpacken kann.

Da es den meisten Lagerkids erfreulicherweise tatsächlich mittlerweile besser geit, klemmen wir an dieser Stelle ab wie ein bewindelter Vielbiseler mit Schliessmuskelschwäche, und hoffen auf eine ruhigere, exodus-freie Lagernacht.