Tagesbericht vom Samstag, 08.07.2023

Das normalerweise wenig beliebte und stets ohrenkrebsverursachende schrille Schulhauslüüti hatte gestern im wahrsten Sinne des Wortes die sehnlichst erwartete Denkpause für die zahlreichen jungen Willisauer Einsteins eingeläutet. Ein weiteres Jahr geschafft. Ein weiteres Jahr durchgeschwitzter Schulzimmer und verkribbelter Hellraumprojektoren. Ein weiteres Jahr voller Kopfschmerzen bereitende Mathematik-Quälereien und grösstenteils kaum entzifferbaren Basisschriften-Aufsätzen – Handgelenksversteifungen und Unterarmkrämpfe gratis mit dazu. Ein weiteres Jahr vollster eselsbrücken-untauglicher Französisch-Lernkarten und aus Englisch-Gedichten gefalteten und quer durchs Schulzimmer düsenden Papier-Flugis. Doch das Voci-Büffeln und Däumchendrehen hat nun erstmal wieder Pause: Verehrte Hirnzellen-Gymnastiker, jetzt wird so richtig geturnt!

Denn Udo weiss: Immer, immer wieder fängt der Sommer an. Und somit auch das legendäre Zegilager des STV Willisau – zum Achtunddreissigsten! Schön, seid ihr Kids alle wieder mit von der Partie in der wohl schönsten und strengsten Woche des Jahres.

Mit von der Partie und wie immer vollster Schreibfreude ist selbstverständlich die Lagerredaktion um Tastaturor Ramon Marti und Neo-Kameralinsierin Jana Portmann. Geschätzte Zegilagerfamilie und verehrte Freunde des geflügelten Wortes: Mit voller SD-Karte und defekter Tabulatoren-Taste wollen wir bei euch daheim gebliebenen Mami’s, Papi’s und Teddybären dem Bilderbuchwetter zum Trotz für ordentlich Blitzlichtgewitter und Zeilenflut sorgen.

Fast pünktlich um 13:32 startet Zemp Roli’s Car-Convoi heute auf dem Willisauer Kanti-Parkplatz seine Triebwerke. Die Durchsage der Cabine-Crew durch das ach so typisch-schrecklich krosende Mikrofon ist altbekannt: «Hinsetzen, anschnallen – ohne Halt bis Herisau!» Denn bald wird’s zweistellig: Zum insgesamt 9. Mal ist die Zegilager-Truppe in der Chälblihalle beherbergt – die sich wieder einmal von den besten Seiten zeigt: Herrlich steigt das Duftwölkchen frisch geputzten Jungrindes in Jedermanns und Jederfraus Näschen, sodass selbst Heri’s Sau das Stinken vergeht. Und wie schmerzlichst wir doch den «heozlichen» Empfang von Chälblihallenwart Hans Chällo vermisst haben… oda. Seine Kernbotschaft könnte deutlicher kaum sein: Spass sollen wir haben, aber auch Sorge tragen, oda. Ist eben alles schweineteuo, oda.

So, genug der Ostschweizer-Faselei. Zu gross ist die Vorfreude. Seien es die jungen Wilden, die es kaum erwarten können, wieder täglich Purzelbäume zu schlagen und Socken durchzuschwitzen. Seien es die bis auf die Zehenspitzen motivierten Leitenden, die nichts lieber tun, als ehrgeizigen Jungspunden ihre schier unbegrenzte Expertise weiterzugeben. Vorerst aber zu den füdliblutten Lagerzahlen:

  • Stolze 102 Turnnasen sind mit von der Partie, davon 30 mit leicht tieferer Stimmlage
  • 13 leichte Athleten auf genagelten Schuhen
  • Ebenso viele schwerere Athleten, alias Beni National-Thurnheeren
  • 20 Handbälleler und Handbälllelelerinnen
  • 8 Gymnasiastinnen
  • 23 Ringschaukeler und Trampolin-Gümpeler
  • 25 Vollblutturner, die ihr Dasein während den nächsten drei Mörgen gänzlichst dem intensiven Polysport verschreiben.
  • 32 jung gebliebene FVT-ler, mit Muskelumfangsvergrösserungsideen und geölten Stimmen für die ganze Woche – angeführt vom inzwischen längst eingespielten Hauptleitungsduo Nadine Heller und Jan Peter.
  • … davon 7 eidg. diplomierte Schwingbesenkünstlerinnen und Grilluelis.

Getreu dem Motto «Schwitzen und schwitzen lassen», können sämtliche 134 Beinpaare das schweisstreibende Mammutprogramm der kommenden Lagerwoche kaum erwarten (wenn auch die Ostschweizer Tropenzone bereits heute auf gütigste Weise kristallklaren Schweissperlenschmuck gespendet hat). Selbst die beheimateten Appenzöller mit ihren verknoteten Zungen und dialektischen Halskrankheiten erfreuen sich über das tägliche sportliche Schaulaufen der Willisauer Gladiatoren. Denn wenn ab morgen die noch bis ins Stadtzentrum hörbar gähnenden Zweibeiner in den Morgenstunden in ihren Sportfächern zu brillieren beginnen, purzeln die Disziplinenrekorde und Weltbestmarken nur so vor sich hin, sodass selbst einem Michelin-Autoreifen schwindlig werden würde. Und à propos Michelin: Bereits zum zweiten Mal infolge werden die hungrigen Mägen von Starkoch Rafael Bölsterli verköstigt, dem Head of the unverzichtbar Rüebliröster- and Härdöpfelschäler-Team.

Nun aber zurück ins Hier und Jetzt. Nach kollektivem Kofferbuckeln und Matratzenbeziehen bei brummendem Spotify-Birchermüesli in Dauerschleife, werden die knurrenden Mägen – nicht zum letzten Mal in dieser Woche, soviel sei versprochen – ganz der Tradition nachkommend mit feinstem Bolognese-Schmaus à la Restaurant Sternen auf stumm geschalten. Ein löwenstarkes Dankeschön und Zigizagi geht an dieser Stelle zurück ins Hinterland an Bruno & Co.

Der ebenso obligate Abendspaziergang sorgt im Anschluss mit seiner Zwei-für-Eins-Verdauungs- und Ortungsfunktion sowohl für auf Hochbetrieb laufende Verbrennungsmotoren als auch für die Produktion menschengewordener Herisauer Ansichtskarten. Nicht zuletzt aber auch für ein paar gähnende Augen und müde Mäuler – letztere kriegen vor dem Zahnpasta-Schlecken sogar noch den einen oder anderen Bissen feinster, mit innigster Liebe zubereiteter Marmorkuchen und Schoggitorten zwischen die Zähne gebrösmelet.

Und nun geht’s ans nächtliche Kissenhorchen und Akkuladen, damit die Kids morgen in den Sportfächern ein erstes Mal ihre eleganten Schwünge, graziösen Tanzbeine und gepumpten Bizeps präsentieren können. In diesem Sinne: Gut schnarch – wir lesen uns morgen, geschätztes Hinterland.