Neuer H1-Cheftrainer: Wer er ist und wie er tickt

Beim Herren-Fanionteam der Willisauer Handballer steht ein neuer Mann an der Seitenlinie. Wobei: «Neu» ist er in Willisau nicht. Der Handballfamilie ist er als ehemaliger Juniorentrainer bestens bekannt: Frank Stein.

von Ramon Marti

Einstein. Doch nicht irgendein Stein. Frank Stein. Ein Mann mit einem Namen aus Stein,
einem Herzen voller Emotionen und einem Kopf gespickt mit Handballwissen. rm

Wie er lieber einen Sieg erspiele, wird Frank Stein gefragt. Mit Strategie und Ruhe? Oder eher mit Power und Emotionen? «Hauptsache Sieg», seine Antwort. Gibt es etwas Treffenderes, um Frank Stein zu beschreiben, als diese zwei Wörter? Die folgenden Zeilen scheinen klarzustellen, dass ‘Hauptsache Sieg’ sehr wohl seinen Erfolgswillen zu widerspiegeln vermag, jedoch als Synonym seines Cheftrainerwesens zu kurz greift.

Zurück beim STV Willisau

Spulen wir zurück: Von 2013 bis 2019 trainierte Frank Stein bereits erfolgreich die U17-Junioren der Spielgemeinschaft Willisau/Dagmersellen. (Unter anderem feierte er 2015 den Regionalmeistertitel mit der MU17, siehe Bild). Anschliessend trainierte er während zwei Jahren die U19-Elite-Junioren der SG Pilatus, bevor er in der abgelaufenen Spielzeit in der Rückrunde erfolgreich als Nothelfer-Cheftrainer der 1. Herren-Mannschaft des BSV Sursee tätig war und mit ihnen den Ligaerhalt sicherstellte.

Trainer Frank Stein (ganz rechts) und sein MU17-Team der SG Willisau/Dagmersellen bejubeln den Regionalmeistertitel der Saison 2014/15 (Archivbild).

Nun kehrt der 56-Jährige zurück ins Land der Willisauer Ringli und wird im Spätsommer die ersten Partien als Cheftrainer des Herren-Fanionteams des STVW in Angriff nehmen. «Ich freue mich riesig über die bevorstehenden Aufgaben», sagt Stein. Besondere Freude verspürt er, «dass ich Teil einer Mannschaft und einer Handballfamilie bin, die am selben Strang ziehen und den Handballsport leben.» Als die Willisauer bei ihm anklopften und ihn für den Job als Cheftrainer gewinnen wollten, habe er deshalb nicht gezögert. «Es ist für mich eine hohe Wertschätzung, dass Willisau in dem Moment an mich dachte.» Die Perspektiven mit dem Team hätten ihn überzeugt. «Ein toller Mix aus jungen, hungrigen Spielern und erfahrenen Hasen.» Einen Mix, den er nun gewillt sei zu formen. Und damit an die langjährige Arbeit seines Vorgängers Arni Huber anzuknüpfen.

Ein Cheftrainer muss Entscheidungen lieben… X oder Y?

  1. Offensive oder Defensive Deckung?
    Kontrollierte offensive Deckung…
  2. Mit Strategie & Ruhe zum Sieg, oder mit Power & Emotionen zum Sieg?
    Hauptsache Sieg!
  3. Lieber Machtdemonstration & haushoher Sieg oder Last-Second-Siegtreffer?
    Machtdemonstration… da krieg‘ ich weniger graue Haare!
  4. Monsterparade oder Fliegertor?
    Hat beides ihren Stellenwert. Unentschieden.
  5. Schnörkelloser Schlenzer oder Trick-Shot?
    Goal ist Goal.

«Als wäre ich nie weg gewesen»

Während sich die Willisauer Fans im Hinblick auf die ersten Saisonspiele und damit den ersten offiziellen Coaching-Auftritt von Stein gedulden müssen, hat die Vorbereitung bereits Fahrt aufgenommen. Der Start sei ihm geglückt, meint er selbst, und kommt kaum mehr aus dem Schwärmen heraus: «Ich bin auf ein top motiviertes Team mit grossem Ehrgeiz gestossen. Noch selten habe ich einen solchen Team-Spirit gesehen. Das macht einfach auch unglaublich Spass als Trainer, mit diesen Jungs zu arbeiten.» Nicht wenige davon kannte er bereits aus Juniorenzeiten. «Aus jungen ‘Bursten’ sind jetzt Männer geworden. Es ist, als wäre ich nie weg gewesen.»

Ebenfalls lobende und dankende Worte findet Frank Stein für seine Assistentinnen an der Seitenlinie. Fabienne Meyer macht den Jungs schnelle Beine beim Sprinttraining, Regi Mehr schraubt im Athletiktraining an Wadenumfang und Rumpfstabilität, und Dani Moser kümmert sich mit Tape, Spray und Pflästerli um die Wehwehchen der Spieler. «Die Unterstützung, die ich von Fabi, Regi und Dani sowie auch von der Riegenleitung erhalte, ist enorm wertvoll. Danke dafür.»

Seine Ziele mit dem Team

So sehr der Kottwiler von seinem Team ins Schwärmen gerät, so klar scheinen auch seine Pläne und Ziele mit seinen Schützlingen. Ein Fokus der Vorbereitung liegt auf der Physis. «90 Prozent machen aktuell Kraft, Ausdauer, Konditionstraining aus.» Leistungsdiagnostik und Lauftraining mit Tracking und Herzfrequenzmessung inklusive, sogar eine Ernährungsberatung sei in Planung. Einen besonderen Dank spricht Frank Stein dem Sponsor Sport Rock Willisau für das Langhanteltraining aus – seine Schützlinge hätten es ebenfalls «mit Muskelkater» gedankt, meint er mit einem Augenzwinkern.

Der zweite Fokus liegt auf der defensiven Stabilität. «Wir haben letztes Jahr sehr viele Gegentore bekommen. Wir müssen in der Defensive an Stabilität gewinnen und auch hinten Handball spielen», gibt Stein die Marschrichtung vor.

 

 

„Aus jungen Bursten sind jetzt Männer geworden.

Es ist, als wäre ich nie weg gewesen.“

Frank Stein, Cheftrainer H1.

(Ein-)Stein: Ein siegeswilliger Handwerker

Hauptsache Sieg’ greift bei der Beschreibung eines Frank Steins als Cheftrainer also insgesamt zu kurz. Vielmehr scheint er ein ideenreicher und siegeswilliger Handwerker zu sein, der verschiedenste Werkzeuge zu schmieden und zu perfektionieren versucht, der an entscheidenden Schrauben zu drehen weiss und die Rädchen an den richtigen Stellen zu ölen probiert. An den letzten Mechanismen dürfte dann vor Saisonstart im Trainingslager geschraubt werden, wenn das Herren 1 Mitte August nach Altenheim (DE) reist und wo sie unter anderem mit einem täglichen Testspiel ein intensives Programm erwartet.

Eines dürfte feststehen: Auch den Willisauer Anhängern dürfte es ziemlich egal sein, ob die Siege mit Strategie und Ruhe oder mit Power und Emotionen eingefahren werden. «Hauptsache Sieg», wird auch der Tenor aus den Publikumsreihen erklingen. Gepaart mit einem löwenstarken «Hopp Willisouu» in Richtung ihrer Schützlinge. Die angepeitscht werden vom Ein-Stein des Handballs.