Am Ende war es dann eben doch nur die berühmt-berüchtigte Nadel, die per Zufall im Heuhaufen gefunden wurde. Die oft zitierte Ausnahme, die die eigentlich allgültige Regel bestätigt. So resultierte ein Jahr nach dem Kinder-Zufallsprodukt ein kristallglasklarer, diskussionsloser und zu keinem Zeitpunkt auch nur ansatzweise gefährdeter 5:3-FVT-Kantersieg. Die nach Schlusspfiff von Madame Unparteiisch Chiara Chneubi-Schweiz Kneubühler durch die Lautsprecher königlich hinausposaunte Siegeshymne machte deutlich, wer in diesem Duell der ewigen Rivalen die wahren Champions sind. Auf der anderen Hallenseite zeigten die 19 Naseweisse mit dem Synchron-Headbangen eine erstmals an diesem Abend koordinierte und wie einstudiert wirkende Kopfhänge-Choreographie, als ob sie das Unvermeidliche bereits vor dem Einmarsch aus den Katakomben gerochen haben.

Beginnen wir die Matchanalyse aber genüsslich und in kleinstem Detailgrad von vorne. Die aus London atmosphärentechnisch miserabel kopierte No-O2-Arena mit gemessenen 32, gefühlten 72 Grad Celsius liefert die ideale Voraussetzung für einen explodierenden Hexenkessel-Abend. Und tatsächlich dauert es keine acht Zeigerumdrehungen, bis die beinah ausverkaufte FVT-Anhängertribüne ohrenbetäubende Jubelschreie von sich geben und den Schauplatz ein erstes Mal schall-bombardieren. Eine Augenweide, wie sich Brötlipfannenwenderin und Abwaschdrückebergerin Salome Küttel auf dem Linken Flügel durchtankt. Ihr geschwindigkeitsüberschreitendes Zuspiel von deutscher Sahnequalität provoziert letztendlich ein Flippereigentor der heillos überforderten Anderthalber – ein erstes Ronaldisches Siiiiuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuu rauscht durchs weite Rund.

Auch der zweite einstudierte Torjubel der scheinbar Übermächtigen lässt nicht lange auf sich warten: Der gestern überseeisch eingeflogene Internationale Luca Peterovic degradiert die selbsternannte Abwehrreihe zu Blockbuster-Statisten, zückt sogleich die imaginäre Angelrute und fischt seine zitteraal-verschluckten Schuppenkameraden aus dem Herisee.

Welle über Welle sich ergehen lassen müssend und den gelben Filzball permanent mit verbundenen Adleraugen suchend, bekundet die Amateurtruppe vor lauter 360°-Friesendrehungen bereits vor Halbzeitsende stürmische Kopfschmerzen – bestens zu begutachten beim 3. Spalierstehen dieser scheinbaren Never-Ending-Story. Der glänzend aufgelegte Luca Peterovic donnerte das runde Leder aus 2,37 Metern zum 3:0 unter die Querlatte. Erleichtert wie die Schliessmuskeln von Brünzelkönigen beim Wasserleeren trottet die vom FVT-Zug ohne Bremse überfahrene, nur noch zweidimensionale Kidstruppe in die aufgerundet zweieinhalbminütige Katakombenpause. Tja, Durchgang Nummer Eins war dann wohl eine Lehrbuchlektion in Sachen One-Way-Fussball. Und was die renommierte Zweierabwehrkette um Sandro Akanji und Lars Hummels für einmal nicht zu blocken und niedergrätschen vermochte, endete in den armen von Sackgassenverteilerin und Abtrocktuch-Schleuderqueen Linda Sommer. Gänzlich anders die Situation der FC-Holzfuss-Hintermannschaft, die dann und wann eher mit fuchtelndem Fliegenfang beschäftigt war.

Als die FVTler nach Wiederanpfiff etwas desorientiert den Aufstellungskompass noch beim Pausentee gelassen haben und Noe Bernet nach Katalanischem Assisten-Tikitaka das Spielgerät hinter die bisher vermauerte Torlinie stolpern kann, schiesst die Dezibelanzeige in der Tschuttiarena ein erstes Mal wieder in den dunkelroten Gefahrenbereich. Die Anhänger der Jungspunde scheinen die untergehende Abendsonne dann aber tatsächlich als aufkeimende Lichtquelle am Horizont zu fehlinterpretieren und werden vom stahlbeschuhten Höibuuch-Drittel Lulu Tolusso in vorbildhaftester Pädagogenmanier eines Besseren belehrt.

Nach einem hausherrischen Lattenknaller mit Erdbebenstärke 6,7 setzt Slalomstangen-Dribbler und Man-of-the-Leitermatch Luca Peterovic Zenhäusern noch einen obendrauf und zerlegt die vom FVTornado überfegten Stimmbrücheler noch weiter in die Einzelteile. Und selbst in dieser statischen Einzelteilenansicht bleiben nur Mutmassungen über deren taktische Fantasien übrig – hier von 2-4-2-Aufstellungssystemen zu sprechen grenzt an Entfremdung und Diskriminierung der semantischen Wortbedeutung.

Nach der vielleicht überharten und dennoch hochverdienten 5:1-Führung fünf Spielminuten vor dem Ende dieser fussballerischen Lehrstunde schaltet der unaufhaltsam rollende Leiter-Express drei Gänge runter. Die nun auf Augenhöhe agierenden Jungtalente hingegen sind zumindest noch auf Schadensbegrenzung aus. Nach millimetergenauer Noe Messi-Flanke bugsiert Leon Schachers gekämmter Haarschopf in unnachahmlicher Weise den Ball unhaltbar an Torhüterin Bieri vorbei. Und während die FVTler mit den Gedanken bereits unter der Feierdusche stehen, schenkt ihnen Noe Bernet mit einem Sonntagsschuss sondergleichen in den linken oberen Netzwinkel noch einen weiteren ein. Doch das wars dann auch mit der aufkeimenden Hoffnung. Nach Kneubühlers Trillerpfeifensirene steht der resultatmässig überdeutliche 5:3-Triumph in trockenen Frotteetüchern. Auch wenn sich die Halbstarken zwischenzeitlich sehr nahe ans angeschlagene Tempo der Fussballgötter herantasten. Auch wenn ein Pfusi Junior Amrein zwischen den Pfosten den einen oder anderen Hammer(hai) aus den Ecken herauszufischen wusste, sodass halb Herisau heute mediterranen Seafood hätte auftischen können. Am Ende sind es die FVT-Legionäre, die ihre kaum verschwitzte Bizepsmuskulatur der blinkenden Siegeskamera entgegenstrecken.

FVT-Leiterteam Lagerkids 5:3 (3:0), olympische No-O2-Arena Herisau – SR Chneubi Schweiz – Tore: 1:0 Salome Küttel, 2:0 Luca Peter, 3:0 Luca Peter, 3:1 Noe Bernet, 4:1 Luca Tolusso, 5:1 Luca Peter, 5:2 Leon Schacher, 5:3 Noe Bernet.