Matchbericht des Willisauer Boten

*** Bericht des Willisauer Boten, Ausgabe vom 24. Oktober 2025, Autor: Patrik Birrer ***

Im 1/16-Final des Schweizer Cups trafen die Willisauer Handballerinnen am Mittwochabend auf das aktuell beste Team der Schweiz: Gegen GC Amicitia Zürich blieben die Hinterländerinnen erwartungsgemäss chancenlos. Dennoch können sie viel Positives mitnehmen.

Die NLA-Leaderinnen aus Zürich nahmen die Aufgabe im Cup-1 ⁄16-Final am Mittwochabend in Willisau keineswegs auf die leichte Schulter, sondern traten mit einer starken Startformation an. Das Ziel der Gäste schien klar: So schnell wie möglich für klare Verhältnisse sorgen. Das gelang ihnen zunächst nur halbwegs. Zwar legten sie durch die mehr als 100-fache Nationalspielerin Kerstin Kündig sogleich vor und führten nach knapp sechs Minuten bereits mit 4:0. Doch dann ereignete sich vor einer schönen Zuschauerkulisse in der Hallenbadhalle Bemerkenswertes: Die Willisauerinnen, die in der Startphase gegen die physisch klar überlegenen und keineswegs zimperlich zupackenden Gegnerinnen kaum ein Durchkommen gefunden hatten, drehten auf. Am Ursprung standen mehrere gelungene Aktionen in der Deckung. Und nach sieben Minuten gelang Marina Marti der umjubelte erste Treffer. Dann brillierte Torhüterin Andrina Bucher: Innert zweieinhalb Minuten parierte sie Siebenmeter von Liv Rusert und Kündig. Davon beflügelt fand das Heimteam nun auch offensiv Lösungen und nach zwei Toren von Salome Küttel stand es nach knapp elf Minuten nur noch 3:4.

Eine ganze Reihe Erfolgserlebnisse

Ernsthaft ins Wanken gerieten die Zürcherinnen deswegen nicht. Auch wenn gerade im Angriff längst nicht alles nach ihrem Gusto verlief, so führten sie nun die angestrebte Entscheidung herbei. Bei den Willisauerinnen gewährte Cheftrainer Jan Peter Mitte der ersten Spielhälfte auch den ganz jungen Akteurinnen Einsatzzeit. Diese kämpften beherzt, taten sich aber insbesondere im Angriff sehr schwer. So dauerte es bis zur 24. Minute, ehe Sophia Steiger der vierte Treffer gelang. Das Geschehen hatte bis zu diesem Zeitpunkt längst die erwartet klaren Formen angenommen (4:14). Zur Pause führten die NLA-Leaderinnen standesgemäss mit 5:17.

Mit Blick auf die zweiten 30 Minuten stellte sich den Zuschauerinnen und Zuschauern somit vordringlich eine Frage: Würden die Willisauerinnen die Niederlage nach der Pause einigermassen im Rahmen halten können? Um es vorweg zu nehmen: Sie konnten. Livia Portmann erzielte den ersten Treffer nach dem Seitenwechsel und auch in der Folge traten die 1.-Ligistinnen keck auf. Bester Beleg dafür war der im Vergleich zur ersten Halbzeit deutlich verbesserte Auftritt der Formation mit den jüngeren Spielerinnen. Angeführt von Sophia Steiger (vier Tore) Anja Schwer (drei) kamen sie zu mehreren Erfolgserlebnissen. Und hinten zeigte Torhüterin Andrina Bucher auch in der zweiten Halbzeit die eine oder andere herausragende Parade. «Ich hatte den ganzen Tag gearbeitet. So war ich gut abgelenkt und konnte gar nicht allzu nervös werden», meinte sie hinterher. Das Spiel sei ein ganz besonderes Erlebnis gewesen. Dass ihr gegen Spielerinnen vom Kaliber einer Kerstin Kündig mehrere starke Aktionen gelungen seien, freue sie sehr. «Aber das hatte auch mit unserer sehr guten Leistung in der Deckung zu tun», gab die Torhüterin das Lob an ihre Teamkolleginnen weiter.

18 Minuten lang gleichauf

In der 48. Minute traf Julia Günnel per Siebenmeter zum 14:26. Das war aus zweierlei Gründen bemerkenswert: Zum einen hatten die Willisauerinnen damit ihre Torausbeute verglichen mit dem letzten Aufeinandertreffen im Cup mit GC Amicitia Zürich vor genau zwei Jahren (12:34) bereits um zwei Einheiten übertroffen. Zum anderen betrug der Rückstand somit immer noch «nur» zwölf Tore und war damit noch exakt gleich gross wie zur Pause.

Diese hervorragende Bilanz vermochten die Willisauerinnen in der Schlussphase allerdings nicht zu halten. Einerseits zahlten sie dem hohen physischen Einsatz nun etwas Tribut, andererseits nutzten die Zürcherinnen die sich bietenden Chancen für Gegenstösse und Abschlüsse ins leere Tore wieder konsequenter aus. So vergrösserten die Gäste in der Schlussphase ihren Vorsprung noch einmal klar, feierten einen standesgemässen 39:18-Erfolg und zogen wie erwartet in den Achtelfinal des Schweizer Cups ein.

Nach der Schlusssirene liessen sich die Willisauerinnen zurecht von ihren Fans feiern. Diese hatten bis zuletzt jede gelungene Aktion in der Offensive und in der Defensive lautstark bejubelt und dem Team somit zusätzliche Energie geliefert. Auch ein gemeinsames Bild mit den Akteurinnen des aktuellen NLA-Leaders durfte nicht fehlen. Salome Küttel meinte: «Wir haben uns sehr darauf gefreut, uns mit diesen Topspielerinnen messen zu dürfen.» Ein resultatmässiges Ziel hätten sie sich im Vorfeld nicht gesetzt. «Wir wollten uns auf unser Spiel konzentrieren und wussten, dass wir in jeder Aktion 120 Prozent geben müssen. Das ist uns gelungen.»

Die Erfahrungen mitnehmen

Nach diesem Highlihgt geniessen die Willisauerinnen eine längere spielfreie Zeit. Weiter geht es für sie erst am Samstag, 8. November, mit dem Auswärtsspiel beim LK Zug III. Dann wollen sie ihre Ungeschlagenheit in der 1.-Liga-Meisterschaft wahren und die Tabellenführung verteidigen. Was können sie vom Cup-Vergleich mit dem aktuell besten Team der Schweiz in den Liga-Alltag mitnehmen? «Wir haben gesehen, dass wir in einzelnen Situationen gut mithalten konnten. Das muss uns Selbstvertrauen geben und soll uns anspornen, nicht genügsam zu sein, sondern uns selbst auch gegen schwächere Gegenspielerinnen immer wieder ans eigene Limit zu pushen», fordert Salome Küttel.